Zahninlays und künstliche Hüften aus Keramik geben vielen Menschen eine neue Lebensqualität. Zündkerzen in Autos, Isolatoren in Hochspannungsmasten aus Stahl und Hitzeschilde im Space Shuttle werden ebenfalls aus Keramik hergestellt.
Für die Herstellung von Keramik benötigt man Ton. Dieser kann in speziellen Tongruben abgebaut werden. Je nach Region findet man darin Ton in verschiedenen Farben und Texturen.
Aber woher kommt der Ton eigentlich?
Der Ursprung von Ton ist hartes Gestein. Erst durch die Verwitterung, z. B. durch Regen, Wind und Frost, und / oder durch starken Druck und tektonische Bewegungen wurde das Material spröde und porös. Es bleiben nur sehr feinkörnige, pulverförmige, wassergesättigte Mineralien übrig. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Wasser zu speichern, sind Tone wichtige Träger von Grundwasserressourcen. Zuerst vergrößern Tonminerale ihr Volumen, wenn sie Wasser aufnehmen. Wenn der Ton dann gesättigt ist, bildet er eine wasserdichte Schicht.
So macht man sich die Eigenschaft von Ton zunutze
Wenn Ton mit Wasser gemischt wird, lässt er sich individuell formen. Diese Eigenschaft wurde von den Menschen bereits vor etwa 30.000 Jahren erkannt. Archäologische Funde aus dieser Zeit zeigen die weite Verbreitung von einfacher Keramik, die bereits in Gebrauch war. Diese war vor allem für zeremonielle Zwecke bestimmt, z. B. für kleine Tier- und Menschenfiguren. Und das Material wurde bereits gehärtet: Wahrscheinlich erkannten Menschen die Vorteile von gebranntem Ton, als sie auf Lehmboden Feuer errichteten. Einige prähistorische Töpfermeister haben ihre Fertigkeiten im Laufe der Zeit zur echten Kunst ausgebaut.
Töpfern im täglichen Leben
Als die neolithischen Völker vor etwa
10 000 Jahren allmählich sesshaft wurden und mit dem Ackerbau
begannen, wurde die Verwendung von Ton zur Aufbewahrung von
Lebensmitteln selbstverständlich. Die frühen Bauern konnten
Getreide und Kräuter in Tongefäßen über lange Zeiträume lagern.
Dabei wurden auch immer neue Formen entwickelt. Einige Regionen
Europas wurden sogar zu echten Zentren für die Herstellung von
Tongefäßen, die ein früher Exportschlager wurden. Auch Lehm wurde
schon vor mehr als 10.000 Jahren als Baumaterial verwendet.
Ursprünglich wurden Ziegel durch die Lufttrocknung von Ton hergestellt. Etwa ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurden diese auch in großem Umfang gebrannt. Vor der Erfindung der Brennöfen wurden Töpferwaren jedoch in freistehenden Anlagen wie dem "Grubenbrand" hergestellt. Bei diesem Verfahren wird die Keramik einige Stunden lang in einer ausgehobenen Grube gebrannt. Der poröse, trockene Ton wird während des Brennvorgangs chemisch in eine verrottungsfeste, harte Masse mit ausgezeichneten Härteeigenschaften und Beständigkeit gegen Säure und Hitze umgewandelt.
Die Drehscheibe revolutionierte das Töpferhandwerk
Auch heute noch spielt die Keramik eine
wichtige Rolle beim Kochen und Konservieren von Lebensmitteln. Der
Küchenschrank ist ein gutes Beispiel dafür. Der Bedarf der Menschen
an Schalen, Krügen und Töpfen ist immer größer geworden. Die
Töpferscheibe, die vor rund 5.000 Jahren erfunden wurde, sorgte für
eine echte Revolution. Sie ermöglichte es, die begehrten
Küchenutensilien schneller und in größeren Mengen herzustellen und
zu verkaufen.
Man weiß heute, dass der Vorläufer der modernen Töpferscheibe eine große Scheibe aus Stein war, die auf einem in den Boden getriebenen Pfahl ruhte. Mit der Zeit entwickelten die Menschen bessere Drehscheiben und ausgefeiltere Techniken, die es ihnen ermöglichten, die notwendigen Werkzeuge und Gerätschaften in großen Mengen herzustellen. Die Erfindung der Töpferscheibe gilt heute als der Beginn der Massenproduktion von Töpferwaren.
Töpfern ist eine Wissenschaft für sich
Im Laufe der Jahrtausende haben die Töpfer nicht nur die Formgebung, sondern auch die Brenn- und Glasurtechniken perfektioniert. Auch bei der Auswahl der Rohstoffe sind sie immer genauer geworden. Dies ist inzwischen fast zu einer Wissenschaft geworden.
Porzellan gilt als die edle Schwester der Tonwaren. Porzellan wird aus Kaolin, einem sehr feinen weißen Gestein, hergestellt. Er ist sehr selten und daher dementsprechend wertvoll.
Industrielle und medizinische Keramik
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Keramik neue technische Anwendungen gefunden. Keramische Werkstoffe trugen zur Lösung vieler Probleme bei, insbesondere in der Industrie. Damals war vor allem Hochtemperaturbeständigkeit gefragt, z. B. für die Isolierung elektrischer Drähte. Keramik ist außerdem säurebeständig und extrem hart. In der modernen Automobiltechnik wird Keramik in Zündkerzen, Filtern, Ventilen und Auspuffkrümmern verwendet. Heute ist Keramik das gefragteste und vielseitigste Hightech-Material. Die Menschen in der Steinzeit waren in dieser Hinsicht also fortschrittlicher, als man es heute gemeinhin glauben mag.